Der Esslinger Schreiner Otto Gottlob Nord wurde am 18.04.1880 geboren. Im Alter von etwa 30 Jahren erkrankt er an einem Hirntumor. Deshalb wurde er in Göppingen im Krankenhaus am Gehirn operiert. Nach der Entlassung 1910 war er wegen einer Sehbehinderung - wohl die Folge der Hirnoperation - arbeitsunfähig und stark sehbehindert. Damals hatte dieses Schicksal größere wirtschaftliche, soziale und persönliche Folgen, als wir uns das heute vorstellen können. Wenn man sich vorstellt, dass der Ernährer einer Familie arbeitsunfähig ist und ihm nicht viel mehr bleibt, als zu Hause zu sitzen, kann man sich das Ausmaß der Probleme im Jahr 1910 ungefähr vorstellen.
Aus irgendeinem Grund entschied sich Otto Nord, das Modell der Stadtkirche Esslingen in Holz nachzubauen. Vielleicht war im Haus seine Werkstatt und Material vorhanden. Womöglich hatte er die Idee, mit dem Modell etwas Geld zu verdienen. Und aus heutiger Sicht war es eine, mit der er seinen Alltag strukturiert hat und so die schwierigen Zeiten überstanden hat.
Wie er das Modell genau gebaut hat, mit welchem Werkzeug, wie groß der Aufwand an Sehhilfen war, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass er eine starke Lupe verwendet hat, mit der ihn sein Enkel Rudolf Walz noch gesehen hat. Unklar ist bis heute, welche Pläne er verwendet hat, denn einige Details stimmen nicht mit den heutigen Gegebenheiten am Original überein.
Zum Modell gab es nach Angaben des Enkels von Otto Nord, Rudolf Walz aus Esslingen, noch eine eigens hergestellte Transportkiste. In dieser konnte das Modell zerlegt transportiert werden. Vielleicht plante Otto Nord, das Modell an verschiedene Orte zu transportieren und auszustellen, um ein wenig Geld zu sammeln.
Ob Otto Nord außer dem Modell der Stadtkirche Esslingen St. Dionys weitere Modelle gebaut hat, ist nicht bekannt. Nach seinem Tod am 11.02.1954 kam das Modell, das bis dahin im Keller gestanden hatte, nach Schanbach zu einer Cousine. Dort war es jahrelang im Dachgeschoß aufgebaut, es war wohl für Freunde, Bekannte und Interessenten zugänglich.
Als auch die Cousine und deren Mann 2018 gestorben waren, kam das Modell in selbigem Haus an deren Erben. Dort musste es im Frühjahr 2020 wegen Platzbedarf aus dem Dachgeschoß weichen. Durch einen glücklichen Zufall und einen Hinweis von Otto Walz ging das Modell am 01.Mai 2020 an Manfred Wörner über und befindet sich seither in dessen Besitz.
18.04.1880 - 11.02.1954
Im Alter von weniger als 30 Jahren erkrankt der Esslinger Schreiner
Otto Gottlob Nord an einem Hirntumor. Nach einer Operation und
einer Nachsorgebehandlung in Göppingen ist er sehbehindert
und ab 1910 arbeitsunfähig.
Trotz seiner Sehbehinderung baut er in den Jahren 1910 - ca. 1915
ein detailreiches und aufwendiges Holzmodell der Stadtkirche St. Dionys Esslingen.
Stadtkirche Esslingen St. Dionys
Marktplatz 18
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